Entsiegelung
Stadtgrün statt graue Betonwüste
Hitzetage können Städte unerträglich machen. Klimaanpassungen sind erforderlich und Entsieglungen ist eine der Möglichkeiten.
Zu viel Beton und Asphalt, zu viele Straßen und Autos, immer größere Siedlungsflächen.
Hitzestress und hohe bodennahe Ozonkonzentrationen während Hitzewellen können gesundheitliche Folgen haben, insbesondere für Kinder, im Freien Arbeitende oder ältere Menschen und solche mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen. Diese Risikogruppen haben ein erhöhtes Risiko für Krankenhauseinweisungen oder sogar vorzeitigen Tod.
Unsere Leistungsfähigkeit ist reduziert durch beispielsweise Konzentrationsschwierigkeiten.
Ins kalte Wasser springen
Versiegelung hält Regenwasser davon ab, zu versickern, Stadtbäume leiden darunter und sterben schneller. Versiegelung macht aus Starkregenereignissen überlastete Kanalisationen und Überschwemmungen. Unter all diesen Entwicklungen leiden besonders ärmere Menschen in dicht bewohnten Stadtteilen.
Wie gut, dass wir dagegen aktiv werden können. Und an immer mehr Orten Menschen dem Wasser und dem Stadtgrün den Weg frei machen.
Vorteile: entsiegelte Flächen
- Beleben das Straßenbild
- Bieten Tieren Lebensraum
- Reduzieren Hitzebelastung
- Senken die Kanalgebühren
- Binden Feinstaub
- Mindern den Straßenlärm
- Fördert mentale Gesundheit
- Tipp: Heimische mehrjährige Pflanzen/Stauden kommen mit weniger Wasser aus.
Aktionsideen
Steter Tropfen höhlt den Stein
Mapping
Schnappt Euch einen Stadtplan und haltet fest, wo Flächen sinnlos versiegelt sind. Beginne in einem Stadtteil. Diese Flächen sind die Grundlage für Gespräche mit der Stadt und Aktionen in deiner Stadt oder Stadtteil.
Erste Entsiegelungen durchführen
Weil sich Pflaster am Übergang zu offenen Flächen am einfachsten entfernen lässt und hier auch am ehesten ein behördliches „OK“ zu kriegen ist, vergrößern sie unversiegelte Flächen um Bäume am Gehweg herum oder in der Nähe der Hauswand rechts und links der Kellerschächte.
Zu entsiegelnde Flächen öffentlich kennzeichnen
Mit Sprüh-Schablonen und Sprühkreide zeigst du, wo es nötig ist, mit der Entsiegelung zu beginnen. Schreibt an kontakt(at)healthforfuture.de, wenn du/ihr eine Schablone gesendet haben möchtet.
Ehrensache: Eine gute Idee für die befreite Fläche
Manchmal sind die Anwohner*innen des nächstgelegenen Hauses dafür zu gewinnen, die Flächen etwas zu pflegen. Besonders wertvoll für die Natur und die Luft sind robuste Wildpflanzen, die wenig Aufwand machen. Patenschaften bieten sich auch von Gruppen an: Schulklassen oder Kitas können Flächen übernehmen. Vielleicht noch einen Workshop dazu – und fertig ist ein rundes Klimabildungskonzept! Vielleicht gewinnt Ihr auch Gießtrupps, die sich schon im Stadtteil um Bäume kümmern.
Bilder entstehen lassen und Aufmerksamkeit wecken
Die Pflastersteine einer Entsieglungsaktion könnt ihr mit Schubkarren beim Rathaus abgebt. Am besten gleich mit einer Stadt-Karte, wo weitere Entsiegelungen überfällig sind. Macht die Aktion zu einem Event! Mit Spitzhacken und Muskeleinsatz schafft Ihr wirksame Bilder (und Muskelkater für die gute Sache).
Baumparty
In vielen Städten sterben die Bäume. Die Bewässerung frisst relevante Summen des städtischen Haushalts, der Grundwasserspiegel liegt gefährlich tief. Feiert ein paar schöne Bäume, die eine Zukunft brauchen. Und dazu gehört auch: weniger Beton und Asphalt, mehr Versickerung, mehr Biotop in der Stadt!
Träumen gewünscht! Mach deutlich, wie viel Lebensqualität mit mehr Pflanzen einhergeht. Der Künstler Jan Kamensky verzaubert mit seinen kleinen Videos Straßen und Plätze. Es ist übrigens auch Kunst, diese Träume zu leben und für ihre Verwirklichung zu streiten.
“Platzpark”-Aktionen
Da ist ein Parkplatz und noch keine Erlaubnis, ihn zu entsiegeln? Übergangsweise tun es auch Hochbeetgärten. Baut einen Pflanzcontainer, z.B. aus alten Paletten. Auch eine alte Badewanne kann dienlich sein oder stabile Säcke auf Paletten. Mit Erde gut befüllt, werden sie schön bepflanzt. Und dann gilt es, den kleinen Garten zu verteidigen, bzw. zu fordern, dass diese Übergangslösung bald durch ein richtiges Beet in richtiger Erde mit Grundwasserkontakt ersetzt wird.
Hausbegrünungs-Aktionen “vertikal gardening“
Wer nah am Gebäude entsiegelt, kann prüfen, ob hier nicht Rankgitter und Rankpflanzen die richtige Lösung sind. Sie bringen, wenn sie gut angewachsen sind, viel Sauerstoff, kühlen das Gebäude, tun dem Auge gut.
Netzwerken
Schaut euch in der Stadt um, sicher findet ihr Mitstreiter*innen. Mögliche lokale Bündnispartner*innen: Stadtbewaldung e.V., BUND, NABU, For-Future Bündnis, Baumentscheid und viele weitere.
Ringvorlesung: Entsiegelung ab Oktober 2024
Die Online-Vorlesungsreihe für alle im Zuge des Wettbewerbs „Die Steine Hüpfen lassen“ zur Entsiegelung von Böden in Deutschland. Initiiert von der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz. Jetzt über die Website der Hochschule kostenfrei anmelden
[Fotos: Jutta Sundermann und Sonja Schmalen]